Blog: Wir sind wert, weil wir sind, nicht, weil wir tun

von Christine Warcup (Kommentare: 0)


Kennst du das? Du hast dir vorgenommen, ganz viel zu schaffen.
Und du schaffst es einfach nicht.
Dir kommt etwas dazwischen oder du kannst dich einfach nicht aufraffen, das zu tun, was du dir vorgenommen hattest.

Wie fühlst du dich dann? Kannst du dann liebevoll und verständnisvoll auf dich schauen? Oder bist du schnell dabei, dich zu verurteilen?

Wir brauchen Ruhephasen

Wir leben in einer Zeit des immer Schneller, Besser, Mehr. Und wir scheinen vergessen zu haben, dass unser Körper und unsere Seele Zeiten brauchen, in denen Erlebtes verarbeitet und integriert werden kann.

Wir wissen alle, dass die Natur uns diesen Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität „vorlebt“, dass erst etwas zur Ruhe kommen muss, seine Kräfte sammeln muss, um sozusagen in eine neue Runde des Lebens, bzw. der Aktivität zu gehen.

Warum fällt es uns so schwer, uns Zeiten der Ruhe zuzugestehen?

Ja, warum fällt es uns so schwer, uns diese wichtigen Zeiten der Verarbeitung und der Integration zuzugestehen?

Oft hat es damit zu tun, dass „nur“ sein als Faul-sein definiert wurde und entsprechend negativ bewertet wurde. Das heißt, dass wir, wenn wir mal „nichts“ tun, Angst haben, „faul“ zu sein.

 

Doch warum ist „sein“ gleich faul sein?

Ich frage mich, inwieweit es einen Zusammenhang mit den Themen der Nachkriegszeit hier in Deutschland gibt.
Wenn Menschen traumatisiert sind, jedoch keine Möglichkeit haben, diese Traumatisierung aufzuarbeiten, können sie nur weiterleben, wenn sie entweder in Dumpfheit versumpfen oder mit einer gewissen Dumpfheit weitermachen, schuften, leisten, um möglichst gar keine Zeit zu haben, sich mit den Verletzungen ihrer Seele zu beschäftigen.

Und wenn dann „Nichts-tun“ als faul bezeichnet wird, ist das eine Art Legitimierung des eigenen unbewussten Verdrängens durch Schuften und Leisten.

Wir lernen durch Nachahmung

Und da wir viel durch Nachahmung lernen, ist es verständlich, wenn wir dieses Schuften und Leisten übernommen haben und uns damit vielleicht sogar betäuben, um die Rufe unserer Seele nicht zu hören, die uns aufruft, die Richtung zu wechseln, hin zu etwas, was uns mehr entspricht.
Oder wir lassen uns heute von Medien betäuben …, oder von beidem.

Kannst du dir erlauben, einfach nur zu sein? Einfach nur irgendwo zu sitzen, Löcher in die Luft zu starren, ohne etwas zu tun? Dir einfach Raum zu geben, zu sein, ohne Anspruch, ohne Erwartung an dich, ohne etwas „Sinnvolles“ zu tun?

Ich denke, die wenigsten von uns können sich das erlauben.

Muße ist die Voraussetzung für ein gesundes Sein

Es gibt dieses schöne, alte Wort Muße, das bezeichnenderweise heute kaum noch verwendet wird.
Erst in der Muße kann ich wieder in Verbindung kommen mit mir, mit meiner Seele. Nur wenn ich still werde, kann ich wieder meine innere Stimme vernehmen, meine Herzensweisheit, die mir nur in der Ruhe Impulse vermitteln kann, wie der nächste Schritt aussieht.

Mein Verstand kann niemals alles überblicken, doch meine Seele weiß, welche Erfahrungen ich hier machen wollte. Meine innere Weisheit ist somit mein wichtigster Kompass in diesem Leben und gibt mir eine Orientierung, die mir das Außen niemals geben kann.

Die inneren Impulse wieder vernehmen

Die meisten Menschen haben, wenn sie an Wichtel denken, das Bild von emsigen kleinen Wesen, die die ganze Zeit aktiv sind, aber niemals erschöpft.
Ihre Botschaft könnte lauten: Wir schuften nicht, wir leisten nicht, wir folgen unseren Impulsen, und dann geht das leicht.

Wo gibst du dir den Raum und die Zeit, deine inneren Impulse zu vernehmen? Wo erlaubst du dir, auf deinen Körper zu hören, wenn du dich nicht aufraffen kannst, etwas zu tun?

Vielleicht braucht er ein wenig Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen, vielleicht gibt er dir aber auch nur zu verstehen, dass du ein wenig innehalten solltest, um dann deinen Impulsen zu folgen und die Dinge, die wirklich für dich anstehen, LEICHT zu tun.

Wir sind wert, weil wir sind

Ja, wir sind wert, weil wir sind. Und wir können diesem Wert durch unser Tun nichts, aber auch gar nichts hinzufügen.
Bei unseren Kindern können wir das nachvollziehen. Wir lieben sie, weil sie sind, nicht, weil sie irgendetwas tun. Wir sind vielleicht nicht einverstanden, mit dem, was sie tun, aber wir lieben sie, weil sie sind.

Und wie ist das mit uns selbst? Können wir fühlen, dass wir wert sind, weil wir sind?

Lassen wir uns immer wieder Zeit, zu fühlen, dass wir wert sind, ob wir etwas „schaffen“ oder nicht.
Und lassen wir uns Zeit, zu fühlen, was wirklich für uns dran ist, statt uns zu verurteilen, wenn wir etwas nicht schaffen.
Vielleicht war es gar nicht dran.

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