Blog: Wie du wieder in deine Macht kommst

von Christine Warcup (Kommentare: 0)


Kennst du das? Du bist in einer Situation, in der eine Angst oder eine Unsicherheit in dir getriggert wird, und du fällst aus deiner Macht. Im Handumdrehen wirst du zum kleinen Kind, das den Erwachsenen und ihren Strukturen, Erwartungen oder gar Forderungen ausgeliefert ist.

Du fühlst dich machtlos, vielleicht gar „schuldig“, weil du „es nicht richtig gemacht hast“, „einen Fehler gemacht hast“. Jeder/Jede von uns kennt solche Situationen, in denen die kindlichen Gefühle der Ohnmacht sich in uns breit machen.

Wie reagierst du dann? Ziehst du dich zurück und machst dir Vorwürfe? Oder beginnst du zu erklären, dich zu rechtfertigen? Wenn du dich rechtfertigst, bist du schnell im Angriff, denn wenn du „beweisen“ willst, dass es nicht an dir lag, sagst du letztlich, dass es an anderen lag.

Opfer und Täter

Wenn du aus deiner Macht fällst, fällst du leicht in die Opferrolle, in das arme, ausgelieferte Opfer, das nichts ändern kann, das einfach machtlos ist. Schnief! Doch gleichzeitig bist du dann auch Täter, eben wenn du beginnst, dich zu rechtfertigen, auch wenn du „nur erklärst“.

Vor allem, wenn wir Angst haben, „schuldig“ zu sein, beschuldigt zu werden – ob von anderen oder von uns selbst (!) – sind wir schnell im Angriff und damit Täter. Und wenn wir angreifen, müssen wir uns nicht wundern, wenn dann der Gegenangriff kommt.

Wie kommst du wieder aus der Machtlosigkeit?

Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass du manchmal aus der Macht gefallen bist oder aus der Macht fällst. Du kannst dich fragen, in welchen Situationen dir das passiert. Sind es bestimmte Personen, die dich aus der Macht fallen lassen, weil sie dich an Erfahrungen aus deiner Kindheit erinnern? Sind es eher Situationen, die du aus alten Erfahrungen kennst? Oder sind es Erfahrungen, die in deiner Ursprungsfamilie noch nicht geklärt sind und die noch eine Ladung haben?

Der nächste Schritt wäre, zu untersuchen, wie du in solchen Situationen reagierst. Wo und wie wirst du zum Opfer? Wo und wie wirst du zum Täter und beschuldigst andere? Wo weist du jegliche Verantwortung weit von dir?

Dann schau dir an, wann dir das das erste Mal widerfahren ist. Du wirst vermutlich schnell entdecken, dass spätere Erfahrungen diese erste Erfahrung im Grundprinzip immer wieder wiederholen.

Und dann kannst du dich fragen, ob es an der Zeit ist, einen Brief zu schreiben oder mehrere, in denen du benennst, wo du aus der Macht gefallen bist. Es geht dabei nicht darum, den oder die anderen zu beschuldigen. Es geht nur darum, deinen Raum wieder einzunehmen, deine Grenze klar zu erkennen und zu benennen. (Und vielleicht geht es in manchen Fällen sogar darum, den Brief auch abzuschicken …)

Die Macht der Entscheidung

Letztlich sind wir niemals machtlos, wir haben immer die Macht der Entscheidung. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, die Konsequenzen unserer Entscheidungen zu tragen.

Und wir können immer entscheiden, unseren Raum wieder ganz einzunehmen, klar für uns einzustehen, aufrecht und wahrhaftig zu uns zu stehen, auch wenn das anderen nicht passt. Das müssen wir anderen nicht einmal mitteilen, es reicht, wenn wir uns erlauben, aufrecht zu uns zu stehen. Dann reicht unsere Haltung aus, eine andere Resonanz im außen zu erzeugen.

Andere können nur Macht über uns ausüben, wenn wir es zulassen, wenn wir unsere Macht abgeben. So können wir immer neu entscheiden, unsere Macht wieder zu uns zu nehmen, unsere Grenzen klar zu fühlen und uns zu erlauben, unseren Raum einzunehmen. Denn letztlich sind wir Herr*in und Meister*in unseres Raumes. Wenn wir in dieser Beziehung ganz klar sind, hat nichts und niemand die Macht, unseren Raum einzuschränken oder sich in unserem Raum einzunisten.

Entscheiden wir uns für unsere Macht und Größe und – ganz wichtig (!) – auch gegen jegliches (eigenes) „Klein-machen“ unserer Macht und Größe. Viel Erfolg!

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