Blog: „Man will mich nicht“ – 4 Gründe, warum wir uns manchmal ausgeschlossen fühlen

von Christine Warcup (Kommentare: 0)


Kennst du das? Du bist zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Du freust dich, dass du die Einladung erhalten hast, suchst ein schönes Geschenk und begibst dich zu der Feier.

Dort sind auch Menschen, die du noch nicht kennst, die das Geburtstagskind aber gut kennt. Du fühlst dich ein wenig unwohl, denn du kannst mit niemandem so richtig ins Gespräch kommen, es gibt Small Talk und einige Gäste machen ihre Witzchen, die alle erheitern. Andere Gäste unterhalten sich bereits angeregt, vielleicht wirken sie sogar sehr vertraut miteinander.

Warum kommt in solchen oder ähnlichen Situationen das Gefühl auf, nicht dazugehören, ja, vielleicht sogar unerwünscht zu sein?

Mögliche (Hinter-)Gründe - und neue Möglichkeiten:

Traumatisierte Erwachsene

Wenn wir als Kind mit Erwachsenen zu tun haben, die sehr mit sich beschäftigt sind, sei es weil sie sehr viel zu tun haben, oder weil sie aufgrund von traumatischen Erfahrungen gar nicht wirklich „da“ sein können, nicht wirklich präsent sein können, haben wir keine Möglichkeit, wirklich mit ihnen in Verbindung zu treten. Dann fühlen wir uns verloren, nicht dazugehörig, ausgeschlossen, denn wie immer wir uns auch verhalten – sei es „lieb“ und angepasst oder als Rebell – wir können den tiefen Herzenskontakt, den wir brauchen, nicht von uns aus herstellen.

Wenn wir dann als Erwachsene in einer ähnlichen Situation sind, werden die alten Gefühle der Hilflosigkeit und des Ausgeschlossen-seins wieder in uns aktiviert.

Bedürftige Erwachsene

Wenn jemand in unserer Familie ernsthaft erkrankt war und viel Aufmerksamkeit erhalten musste, oder wenn unsere Eltern emotional sehr bedürftig waren, haben wir entweder sehr viel Rücksicht nehmen müssen oder die Eltern sogar emotional versorgt. Und da blieb dann nicht viel für uns übrig.

Geschwister und überforderte Erwachsene

Wenn kurz nach unserer Geburt ein oder mehrere Geschwister geboren wurden und die Bezugspersonen sehr gefordert waren, kann es auch sein, dass für uns „nicht mehr genug“ Aufmerksamkeit vorhanden war, so dass wir uns zurückgezogen haben mit der Überzeugung „Ich bin es nicht wert, Beachtung zu erhalten“.

Hilflose Erwachsene

Wenn die Eltern belastende Situationen durchstehen mussten, die sie sehr gefordert haben, oder die bei ihnen Ängste ausgelöst haben, haben wir sie als hilflose, ängstliche „Kinder“ erlebt, weil in ihnen alte kindliche Ängste aktiviert waren.

Wenn ein Erwachsener in alten kindlichen Ängsten gefangen ist, ist er in seinem Verhalten für das Kind, das wir waren, unberechenbar und damit bedrohlich.

Auch dann ist es uns nicht möglich, wirklich in einen Herzenskontakt mit der jeweiligen Bezugsperson zu gelangen. Und das ist für jedes Kind eine sehr bedrohliche Situation.

Wie reagieren wir heute?

Wenn wir nun in einer Situation sind, in der wir mit Menschen in einer Gruppe zu tun haben, die wir nicht kennen, die wir nicht einschätzen können, dann kommen wir mit der als Kind erlebten Unsicherheit und Hilflosigkeit wieder in Kontakt.

Wenn wir als Kind die Situation „retten“ konnten, indem wir alle zum Lachen gebracht haben, so werden wir in solchen Situationen wieder versuchen, unsere humorvolle Seite einzusetzen.

Wenn wir dagegen gelernt haben, dass Rückzug uns am besten gedient hat, so neigen wir zum Rückzug, zum Beispiel, um für andere nicht „zu viel“ zu sein.

Wenn wir gelernt haben, mit Leistung Gefallen und Aufmerksamkeit zu erhalten, so werden wir versuchen, etwas „Tolles, Kluges“ von uns zu geben – aber immer mit der unbewussten Angst des Kindes in uns, doch keinen Erfolg zu haben, also wieder keine Aufmerksamkeit, keine Beachtung zu erhalten.

In uns wirkt ein sehr altes Programm:

Dazu wirkt in uns ein sehr altes „Programm“: In Zeiten, in denen wir in Jäger-/Sammlergesellschaften gelebt haben, war ein Ausschluss aus der Gruppe gleichzusetzen mit einem Todesurteil.
Dieses „Programm“ ist in uns noch gespeichert, und es wirkt auf tiefen, unbewussten Ebenen. Deshalb kann das Gefühl, nicht in Verbindung zu kommen, also „außen vor“ zu sein, ein so bedrohliches Gefühl für uns sein.

Was können wir tun?

Wir können in solchen verunsichernden Situationen entscheiden, unsere Aufmerksamkeit erst einmal vom Außen abzuziehen, um sie uns selbst zu geben, uns also zunächst einmal mit uns selbst zu verbinden. Wir können liebevoll wahrnehmen, dass wir uns unwohl fühlen, um dann ebenfalls liebevoll zu schauen, was wir gerade brauchen.

Wenn wir mit uns selbst wieder in Verbindung sind, kann Verbindung im Außen sehr viel leichter geschehen – manchmal auf sehr erstaunliche Art und Weise.
Das Außen spiegelt uns unsere Verbindung mit uns selbst, aber eben auch, wenn wir nicht mit uns selbst verbunden sind.

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