Blog: Macht und Ohnmacht – oder: Wie komme ich aus der Ohnmacht?
von Christine Warcup (Kommentare: 0)
Macht ist ohne Ohnmacht nicht möglich
Eine gewagte These? Können wir wirklich Macht haben (und ich meine nicht nur durch eine besondere Position, viel Geld o.ä.), wenn wir keine Ohnmacht kennen? Ich meine nein.
Denn so machtvoll wir auch durch äußere Strukturen sein mögen, wir können niemals ausschließen, dass wir nicht im nächsten Moment ohnmächtig sind, wenn z.B. ein Sturm verhindert, dass der eigens gebuchte (oder gar eigene) Flieger uns zu einem für uns wichtigen Termin bringt.
Selbst der Mächtigste ist nicht vor Ohnmacht geschützt.
Warum ist das Gefühl von Ohnmacht so herausfordernd?
Als Kinder waren wir in vielerlei Beziehung ohne Macht. Wir waren angewiesen auf die Zuwendung und das Verständnis von Erwachsenen. Ohne ihre materielle und emotionale Versorgung hätten wir nicht überlebt.
Doch die Versorgung war oft nicht ausreichend, vor allem auf der energetischen, emotionalen Ebene. Und wenn das der Fall war, hat sich das für uns sehr lebensbedrohlich angefühlt. Wir waren machtlos, denn wir konnten die Erwachsenen nicht zwingen, uns ausreichend zu versorgen. Und wir haben uns angepasst, waren „lieb Kind“, um wenigstens genug für unser Überleben zu erhalten
Wenn wir uns heute in einer Situation wiederfinden, in der wir uns machtlos fühlen, so ist es sehr wahrscheinlich, dass in uns ein altes Gefühl von Machtlosigkeit aktiviert wird. Das erklärt oft, warum das Gefühl so heftig ist, obwohl die heutige Situation vielleicht gar nicht so schwierig ist.
Die Ohnmacht bewusst fühlen? – Nein danke!
Oh doch. Wenn wir vermeiden, sie zu fühlen, bleiben wir im Gefühl der Ohnmacht hängen, denken darüber nach, regen uns auf und werden das Gefühl nicht los.
Wenn wir entscheiden, etwas intensiv zu fühlen, so als wäre es die letzte Chance, es in diesem Leben, in diesem Körper zu fühlen, so können wir das nicht länger als 4 Sekunden. Es mag sein, dass unser Atem stockt, alles in uns sich zusammenzieht, doch nach etwa 4 Sekunden atmen wir unweigerlich tief ein und aus, und das Gefühl hat sich verändert.
Durch das Gefühl „hindurchgehen“
Sollte das Gefühl zum Teil noch da sein, können wir wieder entscheiden, es intensiv zu fühlen, sozusagen in jeder Zelle. Und wieder wird es sich nach kurzer Zeit verändern.
Es geht jedoch darum, es wirklich zu fühlen, nicht darüber nachzudenken, dass wir machtlos sind, warum wir machtlos sind, dass der andere so unmöglich ist ….
Wenn wir unsere ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden, das Gefühl in uns wirklich aufzuspüren, denken wir nicht darüber nach, wir gehen sozusagen hindurch. Und damit verändert es sich.
Macht durch Ohnmacht
Wenn wir so durch das Gefühl der Ohnmacht gehen, bekommen wir wieder Macht über uns. Es geht niemals darum, Macht über andere zu haben – auch wenn wir uns das vielleicht manchmal wünschen.
Wenn wir uns uns selbst immer wieder liebevoll zuwenden, uns all unseren Gefühlen liebevoll stellen, werden wir immer freier, freier von alten Glaubenssätzen, frei vom Verhalten anderer.
Dann können wir das, was geschieht, immer leichter beim anderen lassen, denn alte Auslöser können dann immer weniger in uns auslösen. Und damit können wir in unserer Macht (über uns) bleiben.
Dankbarkeit
Und damit sind wir vielleicht irgendwann in der Lage, Dankbarkeit dafür zu empfinden, dass der andere bereit war, einen roten Knopf bei uns zu drücken und damit einem alten Gefühl die Chance zu geben, Aufmerksamkeit von uns zu bekommen und damit zu heilen.
Erst, wenn wir Ohnmacht gefühlt haben, sie sozusagen integriert haben, können wir wirklich unsere Macht zu uns nehmen, ganz bewusst.
Und darum geht es immer mehr.
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