Blog: Loslassen, um empfangen zu können

von Christine Warcup (Kommentare: 0)


Hat man dir auch schon gesagt: „Du musst loslassen.“

Tja, einfach gesagt, weniger leicht getan.

Warum fällt es uns so schwer, loszulassen?

Wenn wir einmal bedenken, dass wir nichts, aber auch gar nichts nach diesem Leben mitnehmen können, dann ist es schon erstaunlich, wie sehr wir an Dingen hängen. „Man könnte es vielleicht noch mal gebrauchen.“ Also wird es noch mal in den Schrank gepackt oder auf dem Boden aufgehoben. Vielleicht kennen einige auch noch den Zusatz „für schlechte Zeiten“.

Unsere Intensivübung im Loslassen

Vor 10 Jahren hatten wir eine Intensivübung im erneuten Loslassen. Diejenigen, die meine Newsletter schon länger verfolgen, wissen, dass wir damals 5 (!) Jahre ohne wirklich feste Bleibe (zum großen Teil in Ferienwohnungen) hinter uns hatten. Wir hatten Ende 2009 eine Eigenbedarfskündigung erhalten und seitdem versucht, hier am Ammersee eine – auch für meine Arbeit geeignete und bezahlbare – Bleibe zu finden.

Als wir fast am Aufgeben waren, habe ich mir immer und immer wieder vorgestellt, wie ich in der neuen Bleibe bin und mich dort in den lichtdurchfluteten Räumen sehr wohlfühle – und siehe da, wir haben dann recht schnell eine lichtdurchflutete Wohnung gefunden – sogar mit Blick auf den Ammersee.

Loslassen oder hadern

In der Zwischenzeit hatten wir unsere Habseligkeiten, die wir auf das Wesentlichste reduziert hatten, auf nur 16 Quadratmetern in einer Scheune untergestellt. Und beim Auspacken jeder Kiste hatten wir das Abenteuer, dass wir nie wussten, was uns erwartete, bzw. welche Kreaturen sich an unseren Sachen gütlich getan hatten.

Als ich zum Beispiel unseren schönen Ziegenhaarteppich in meinem neuen Arbeitszimmer auslegen wollte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass er etliche Generationen von Motten ernährt hatte. Also loslassen, entsorgen, etwas Neues finden.

Und prompt bot sich eine Freundin an, mit mir die Möbelgeschäfte im Raum München abzuklappern, um einen günstigen Ersatz zu finden. Wir fanden einen neuen (extrem preisreduzierter!) Teppich für mein neues Arbeitszimmer, der das Zimmer noch heller machte.

Ein neues Vertrauen

Erst habe ich über den Verlust des Teppichs gehadert. Doch dann nahm ich immer mehr die Haltung ein: Das, was jetzt wirklich noch zu uns passt, kann bleiben, alles andere kann gehen, und etwas Neues, besser Passendes wird den Weg zu uns finden. Wie, wusste ich damals noch nicht, aber ich konnte vertrauen, dass das Richtige im rechten Moment zu uns kommt, Dinge, Personen, Hilfe, Ideen … und auch Wunder.

Dieses Vertrauen habe ich nicht mit in die Wiege gelegt bekommen. Ich denke, gerade die Nachkriegsgeneration ist geprägt von den oft traumatischen Erfahrungen der Kriegsgeneration, die in so vielen Fällen alles verloren hat. Denn viele Kriegskinder haben die Erfahrung gemacht, dass das Leben unberechenbar ist und dass man ihm nicht vertrauen kann, und haben die daraus resultierende Haltung unbewusst weitergegeben.

Die innere Sicherheit

Nun, in gewisser Weise ist das Leben unberechenbar. Es gibt keine äußere Sicherheit. Es gibt aber eine innere Sicherheit. Es gibt diese innere Verbindung zu dem, was uns am Leben erhält, ob wir es nun göttliche Kraft, Seele, Höheres Selbst oder wie auch immer nennen. Über diesen „Kern in uns“ sind wir stets mit allem verbunden, und über diesen Teil in uns sind wir in der Lage, alles zu uns zu ziehen, was wir brauchen.

Doch wenn wir festhalten, an Altem festhalten und hadern, dann haben wir uns nicht für das Neue geöffnet. Und dann kann das Neue den Weg nicht zu uns finden.

Mir fällt dabei der Satz ein „Ihr müsst werden wie die Kinder“, der für mich bedeutet, im Augenblick zu sein – in dem tiefen Vertrauen, dass jeder Augenblick mir das bringt, was ich gerade benötige.

Ich vertraue mich dem Atemfluss an

Das ist nicht leicht, wenn die Angst vor dem Verlust, vor der Unsicherheit, vor dem Nicht-versorgt-sein uns packt. Doch dann können wir uns dieser Angst stellen. Wir können die Angst einladen, sich zu zeigen, und wir können erlauben, dass unser Atem diese Angst in uns durchströmt.

Wir nehmen ja mit jedem Atemzug nicht nur Sauerstoff auf, sondern auch Lebenskraft, den Odem, und Liebe, die uns stets umgibt. Und wenn wir erlauben, dass der Atem unser Gefühl von Angst durchströmt, erlauben wir letztlich, dass die Lebenskraft und die Liebe diese Anteile in uns durchströmen. Und wenn wir dann erlauben, dass die Angst sich löst, die alte Energie, die da in uns festsitzt, so kann sie sich lösen und wir können wieder in die Ruhe im Augenblick gelangen.

Ich öffne mich für das Neue und empfange

Dann können wir im übertragenen Sinne die Hände weit öffnen, um loszulassen und um Neues zu empfangen, das Neue, das im jetzigen Moment besser zu uns passt.

So können wir alles in uns immer wieder neu durchströmen lassen vom Atem und immer mehr im Hier und Jetzt loslassen und empfangen.

Mir hilft dabei immer wieder der Satz: Ich danke für die Lösung, die ich noch nicht kenne.

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