Blog: Erinnere dich: Du bist reinen Herzens - oder - die Befreiung von sogenannter Schuld
von Christine Warcup (Kommentare: 0)
Das Konzept von Schuld
Ich bin sehr froh darüber, dass ich nicht in einem kirchlichen Umfeld aufgewachsen bin, in dem jeder von vorneherein für schuldig erklärt wird, für „schuldig und sündig“, und damit für klein und nicht wirklich wert.
Da könnte man meinen, ich hätte mit „Schuld“ kein Thema. Leider weit gefehlt. ...
Die Altlast unserer (deutschen) Geschichte – persönliche Erfahrungen
Ich bin 1953 geboren - bin in gewisser Weise also noch ein Nachkriegskind - und bin mit dem diffusen Gefühl von Schuld aufgewachsen.
Meine Eltern (und Großeltern) sprachen nicht über das Hitlerregime und den Krieg, weil sie zum Teil hochtraumatisiert waren. Und obwohl beide Großväter unter ihrem Widerstand gegen das System zu leiden hatten, hatte ich dieses unterschwellige Gefühl von Schuld.
Scham und kollektive Schuldgefühle
Vor vielen Jahren habe ich in England und in Frankreich unbewusst versucht, meinen deutschen Akzent so schnell wie möglich loszuwerden, weil ich nach einigen wenigen unangenehmen Erfahrungen nicht mehr als Deutsche erkannt werden wollte. Ich schämte mich aufgrund dieses diffusen Gefühls von kollektiver Schuld dafür, Deutsche zu sein.
Nun, das hat sich im Laufe der Jahre geändert, aber ein gesundes, natürliches Nationalgefühl, wie ich es in anderen Ländern immer wieder gesehen habe, hat sich bei mir nicht unbedingt eingestellt.
Aber immerhin fühle ich mich heute als Deutsche nicht mehr „schuldig“.
Speicherungen aus „alten Leben“?
Als ich noch ein Leben als kopflastige, „wissenschaftlich“ ausgebildete Studienrätin führte, war mir das Konzept von früheren Leben völlig fremd.
Und auch als ich aus dem Schulsystem ausgestiegen war und sich mein „Kanal“ auftat, war ich gegenüber „alten Leben“ höchst skeptisch – bis, ja bis ich plötzlich in einem alten Leben „steckte“.
„Rein zufällig“ hatte ich just an jenem Tag eine Sitzung bei meiner Supervisorin, und „rein zufällig“ hatte sie unter anderem auch eine Ausbildung darin, wie man durch alte Leben führt.
Inzwischen habe ich in verschiedene alte Leben sehen können und verstanden, warum ich so anfällig für das Gefühl von Schuld war, bzw. für die Angst davor, schuldig gesprochen zu werden.
Selbstbeschuldigung oder Rechtfertigung
Wir sind in einem Feld aufgewachsen, das vom Konzept der Schuld geprägt, ja, ich möchte sagen, mehr oder weniger durchdrungen war.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir dazu neigen, uns selbst zu beschuldigen oder „die Schuld auf uns zu nehmen“ oder – im Gegenteil – „jegliche Schuld“ von uns zu weisen oder uns vehement rechtfertigen zu müssen – aus lauter Angst, wieder „schuldig gemacht zu werden“.
Doch was ist „Schuld“? Wenn ich jemandem etwas schulde, weil er es mir geborgt hat? Wem schulde ich etwas? Der Erde oder mir selbst, weil ich mir Lebenszeit auf diesem Planeten „geborgt“ habe?
Der Raum der Erlaubnis zu sein
Was ich (mir) "schulde", ist meiner Meinung nach einzig und allein, dieses Leben so bewusst wie möglich zu leben. Und das heißt in allererster Linie für mich, der Liebe in mir wieder Raum zu geben, für mich und damit in einem weiteren Schritt auch für andere, wenn ich mich selbst sozusagen wieder an die Liebe in mir „angeschlossen“ habe, sie mir wieder erlaube.
Und das wiederum heißt für mich, den Raum der Erlaubnis zu sein für alles in mir wieder zu öffnen, für alles, was für „schlecht“, „nicht richtig“, „nicht gut genug“, für „falsch“, „zu langsam“, „zu schnell“, „nicht angemessen“, für „schuldig“ gehalten wurde. Denn es ist all das nicht.
Wir sind einzigartig. So einzigartig wie wir aussehen, sind wir auch in all unseren Neigungen, Vorlieben, Talenten und Begabungen. Wer hätte da das Recht, uns zu verurteilen als „falsch“, weil nicht der „Norm“ entsprechend und damit als „schuldig“? Niemand!
Erfahrungen - Ursache und Wirkung
Und so stimme ich mit der Geistigen Welt überein, die immer wieder betont, dass es niemals um Schuld und damit auch nicht um Strafe, sondern nur um Erfahrung geht, und um Ursache und Wirkung.
Mit jeder Entscheidung setze ich eine Ursache, die zu einer Wirkung führt. Ich bin also verantwortlich für mein Handeln bzw. mein Unterlassen. Ich trage die Verantwortung insofern, als ich eine Wirkung erzeuge.
Aus welcher Motivation entscheiden wir?
Doch aus welcher Motivation entscheiden wir denn? Wir haben immer einen guten Grund, weil wir eine Not oder eine Angst lindern wollen, weil wir Gerechtigkeit erreichen wollen, weil wir die Dinge zum Guten verändern wollen, selbst wenn das von außen betrachtet anders aussehen mag.
Aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet ist ein- und dieselbe Handlung gut oder schlecht, richtig oder falsch, aber immer aus dem reinen Herzen geboren, mit der guten Absicht geboren.
Das ist zumindest meine Überzeugung.
Wie kann ich mich von der schweren Altlast der sogenannten Schuld befreien?
Ich kann immer wieder den Raum der Erlaubnis zu sein in mir öffnen und all meine Anteile einladen, sich zu zeigen, z.B. die Angst vor Verurteilung, die Angst vor Vernichtung, die Angst, nicht gut genug zu sein oder die Angst, schuldig zu sein und bestraft zu werden.
Ich kann diese Anteile einladen, sich zu zeigen, um sich von der Liebe meines Herzens berühren zu lassen, während ich mit meinem Atem verbunden bin, der mich durch jedwede Emotion leicht hindurchträgt.
Wenn ich all meinen Anteilen Schritt für Schritt begegne, in meinem Tempo und in meiner Zeit, können sie heilen, einer nach dem anderen. Denn dann kann die alte Energie, die noch in meinem Körper gespeichert ist, sich langsam lösen.
Reinen Herzens leben
Und so kann ich mich allmählich wieder daran erfreuen, dass ich immer reinen Herzens war und bin - trotz all meiner schmerzhaften Erfahrungen, trotz der Zurückweisungen, die ich aufgrund meiner alten Überzeugungen über mich selbst erlebt habe.
Denn meine Überzeugungen erschaffen meine Erfahrungen, weil sie mich die Dinge so sehen lassen, wie ich sie befürchte.
Und wenn ich mir die Möglichkeit erlaube, dass ich reinen Herzens bin, kann ich neue, heilsame Erfahrungen machen und auf eine neue Weise zu leben beginnen, mit einer neuen Leichtigkeit, einer neuen Unbeschwertheit und mit sehr viel mehr Freude.
Wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, mich verstecken, schützen oder rechtfertigen zu müssen, kann ich immer „schutzloser“ sein, immer durchlässiger. Und das ist paradoxerweise der größte Schutz .
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