Blog: Die Fülle in uns und um uns erkennen und dankbar genießen
von Christine Warcup (Kommentare: 0)
Ein anderer Blickwinkel:
Mir ist das einmal sehr bewusst geworden, als der Direktor des Gymnasiums, an dem ich fast 20 Jahre unterrichtet habe, von einer Fahrt nach Tansania zurückkam.
Er hatte zusammen mit einer Gruppe von Schülern gut zwei Wochen an einer Partnerschule in Iambi verbracht. Dort gab es in einfachsten Baracken jeden Tag Maisbrei, und es galt als Festessen, wenn es dazu auch einmal Bohnen gab.
Er erzählte mir in einem der wenigen ruhigen Momente, die man im Schulalltag hat, von dem Augenblick, als er die Tür zu seiner ganz gewöhnlichen 3-Zimmerwohnung aufschloss und wie angewurzelt auf der Türschwelle stehenblieb.
Er war überwältigt von dem Reichtum und der Fülle in seiner Wohnung, die er zum ersten Mal bewusst wahrnahm.
Dieser Reichtum wurde ihm erst durch die Erfahrung in dem afrikanischen Land bewusst. Und ich habe ihn so verstanden, dass ihn fast ein Gefühl von Scham überkam, weil er so viel sein eigen nennen konnte, viel mehr als er eigentlich zum Leben brauchte.
Warum schauen wir so oft auf den Mangel?
Wann haben wir den Blick auf die Fülle um uns und vor allem in uns?
Wir haben in der Schule so oft gehört, dass wir nicht gut genug sind, dass wir besser werden müssen, dass wir mehr tun müssen, dass wir letztlich begonnen haben, zu glauben, dass wir nicht genug sind.
Doch wir sind genug, wir müssen keinen Mangel in uns beheben, wir dürfen nur lernen, unseren inneren Reichtum zu erkennen, wertzuschätzen und zu leben.
Wir sind einzigartig – jeder Einzelne!
So einzigartig, wie wir aussehen, so einzigartig sind unsere Talente und Begabungen, ist unsere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln. Wir sind nicht weniger gut oder richtig oder wichtig als andere, WIR SIND, und das ist genug, um wert zu sein, „gut“ zu sein.
Und all unsere Begabungen und Talente werden gebraucht. Wenn wir das tun, was uns entspricht, was uns Freude macht und was uns leicht fällt, sind wir ein Segen für diese Welt, denn dann bringen wir unsere Stärke und unsere Freude in diese Welt.
Und je mehr wir unseren inneren Reichtum sehen und anerkennen können, desto leichter fällt es uns, die Fülle und den Reichtum um uns herum zu sehen wie z.B. die Begabungen und Talente unserer Mitmenschen, ohne dass wir das bedrohlich finden.
Und desto leichter fällt es uns, zu sehen, wie priviligiert wir sind in einem Land, in dem wir so viele Errungenschaften haben, wo sauberes, fließendes Wasser eine Selbstverständlichkeit ist, wo es Sozialsysteme gibt, - so verbesserungswürdig sie auch sein mögen.
Wir sind reich in uns
Das Wichtigste aber ist Folgendes: Je mehr wir beginnen, unseren inneren Reichtum zu sehen, anzuerkennen und wertzuschätzen, desto leichter können wir das Tor zur Fülle in uns öffnen.
Wir beginnen wahrzunehmen, dass wir letztlich immer von Liebe umgeben sind, die sich in den unterschiedlichsten Formen für uns offenbaren kann, ohne dass wir sie uns verdienen oder erarbeiten müssen.
Und wir können beginnen, uns diese Liebe zuzugestehen, sie einzuatmen, vielleicht zunächst nur teelöffelweise, und dann immer mehr.
Und so können wir beginnen, unseren Fokus vom Mangel wegzunehmen und ihn immer mehr auf die Fülle zu richten, die letztlich eine Form von Liebe ist. So können wir immer mehr Fülle in unser Leben ziehen – auf allen Ebenen des Seins, Schritt für Schritt.
So können wir zum Wandel beitragen, ohne Kampf, ohne Härte, und dann fließt das Leben immer leichter und freudiger.
Und das wünsche ich uns allen.
Ich wünsche uns allen eine friedliche, erfüllte Weihnachtszeit und die Erfahrung, immer mehr Liebe anzunehmen, unabhängig davon, wie „die anderen“ sich verhalten. Wir sind Herr und Meister unseres Lebens, wir treffen die Entscheidungen in unserem Leben, und wir können immer wieder neu entscheiden, Liebe einzuatmen.
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