Blog: 4 Schritte zur Verwandlung von emotionalem Schmerz

von Christine Warcup (Kommentare: 0)


Kennst du das? Jemand tritt dir auf die Füße, ein verletzter Anteil in dir schreit auf und du würdest am liebsten um dich schlagen.

Vielleicht beginnst du auch, verbal um dich zu schlagen, andere anzugreifen oder zu beschuldigen – mit der entsprechenden Resonanz. Das heißt, du verhältst dich so, dass du genau das Gegenteil von dem erhältst, was du dir eigentlich wünscht, denn statt liebevoller Zuwendung erfährst du eher Abwehr oder Zurückweisung. Und das tut vielleicht sogar umso mehr weh.

Wie kannst du solche Situationen für dich nutzen und den Schmerz verwandeln?

1. Sofortiger Rückzug

Wenn es irgend geht, ist sofortiger Rückzug angesagt. Das hat mehrere Vorteile.
Du läufst nicht Gefahr, um dich zu schlagen, andere anzugreifen und in deinem Schmerz zu verletzen und eine entsprechende Abfuhr zu erhalten.
Denn mit deiner Attacke im Außen versuchst du mehr oder weniger unbewusst, dich von deinem Schmerz abzulenken. Davon wird er aber nicht weniger. Du lenkst dich halt nur für kurze Zeit davon ab.
Und so gibt dir der Rückzug die Möglichkeit, dich deinem Schmerz bzw. deinen verletzten Anteilen zuzuwenden. Denn der Schmerz, den du fühlst, ist meist nicht nur der Schmerz aus der gerade erlebten Situation. Je heftiger der emotionale Schmerz oder die Wut ist, die du spürst, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand dir die Chance eröffnet hat, dich einem alten Schmerz aus längst vergangener Zeit zuzuwenden.

Das heißt, die Wut, die du vielleicht spürst, gilt nicht wirklich deinem Gegenüber von heute (, also häufig deinem Partner), sondern eher deinen Eltern, ehemaligen Lehrern oder anderen Personen deiner Kindheit, denen du damals ohnmächtig gegenübergestanden hast. Damals hast du deinen Schmerz oder deine Wut oder beides vielleicht verbannen müssen. Du hast sie tief in dir versteckt, und dort haben sie gewartet, bis sich die Gelegenheit ergibt, dass du dich diesen verletzten Anteilen mitfühlend und liebevoll zuwendest.
Nun, diese Gelegenheit hast du heute, und die verletzten Anteile warten auf dein Mitgefühl und deine Zuwendung.

2. Den Atem wahrnehmen

Wenn du dich zurückgezogen hast, zur Not auf ein Klo, nach Möglichkeit aber in einen Raum, wo du ungestört bist und dich wohlfühlst, kannst du beginnen, den Schmerz oder die Wut wahrzunehmen.
Wenn sich das unerträglich anfühlt, hast du die Tendenz, darüber nachzudenken, vielleicht die verletzenden Worte gedanklich zu wiederholen und den Schmerz wieder und wieder anzuregen. Damit löst er sich aber nicht auf, und das Darüber-nachdenken lenkt dich von deinem Schmerz ab, so dass er wieder keine liebevolle Zuwendung erfährt.

Das heißt, der nächste Schritt ist, dich deinem Atem zuzuwenden, deine Atemzüge aufmerksam zu beobachten und dich nach und nach gleichzeitig deinem Schmerz zuzuwenden.

Wenn du bereits Kinder hast, weißt du, dass du mit dem Atem Schmerzen weg-atmen kannst. Doch geht es zunächst nicht darum, dass der Schmerz „weg“ geht oder die Wut sich auflöst. Wenn wir sie „weg“ haben wollen, wenden wir uns diesen Gefühlen wieder nicht liebevoll zu.

Wenn wir aber beginnen, sie zu fühlen, geben wir ihnen die Erlaubnis, da zu sein. Als wir Kinder waren, durften sie nicht da sein, sie durften sich nicht zeigen. Deshalb haben wir sie tief in uns vergraben.

3. Den Schmerz lokalisieren

Wenn du dich bewusst deinem Schmerz zuwendest, wenn du also wirklich bereit bist, ihn zu fühlen (und das sind wir nicht immer, und das ist auch in Ordnung), kannst du beginnen, zu spüren, wo in deinem Körper du den Schmerz wahrnehmen kannst. Häufig ist er im Solar Plexus zu spüren, aber manchmal ist er in ganz unerwarteten Regionen des Körpers zu spüren, manchmal ist er einfach nur diffus.

Währenddessen bleibst du mit einem Teil deiner Aufmerksamkeit bei deinem Atem, denn er trägt dich durch jede Emotion leicht hindurch, wenn du bewusst mit ihm verbunden bist.

4. Der Schmerz sein und die Kraft darin befreien

Wenn du dich nun voll und ganz auf den Schmerz konzentrierst, nicht mehr darüber nachdenkst, dich nicht mehr davon ablenkst, sondern ganz hineintauchst, so dass du letztendlich vielleicht sogar der Schmerz wirst, gibst du jeden Widerstand gegen den Schmerz auf. Er ist dann endlich ganz angenommen. Er darf sein in dir, und so wirst du zum Raum der Heilung für den Schmerz.

Denn alle unsere Anteile sehnen sich danach, angenommen zu sein, ganz und gar angenommen und akzeptiert. Und wenn du dich so auf deinen Schmerz einlässt, wirst du nach einer Weile spüren, wie er ganz von selbst abnimmt. Vielleicht musst du zwischendurch stöhnen, vielleicht möchtest du z.B. auf ein Kissen schlagen. Das kannst du tun, wenn du aber deine ganze Konzentration dafür verwendest, den Schmerz zu fühlen, wird er schnell schwinden.

Es kann gut sein, dass du plötzlich erkennst, aus welcher alten Situation der Schmerz stammt, und du kannst sehen, dass es nicht dein heutiges Gegenüber war, das dir den Schmerz in dieser Heftigkeit zugefügt hat.

Wenn du dich deinem Schmerz so zuwendest, kann er heilen, und die Kraft, die du zur Unterdrückung deines Schmerzes gebraucht hast, steht dir wieder zur Verfügung, genau wie die Kraft, die in deinem Schmerz gebunden war.

Doch sei geduldig mir dir. Verurteile dich nicht, wenn es dir nicht gleich gelingt. Und mancher Schmerz hat viele Schichten, weil er so lange keinen Raum bekommen konnte. Doch kann auch er heilen. ;-)

PS: Manchmal ist es hilfreich, diesen Raum der Erlaubnis für all unsere Anteile vom Außen zu erhalten, damit ungeliebte und verbannte Anteile sich wieder zeigen können.

Wenn dich das anspricht: In meinen Einzelsitzungen öffne ich für meine Klienten den Raum der Erlaubnis zu sein.

Außerdem: Für den Workshop am kommenden Wochenende gibt es noch 2 freie Plätze. Es geht um die Verbindung mit unserer verbotenen Kraft.

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